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mrs MEDIENTECHNIK 2012

Trachealkanülenmanagement

Wir haben uns durch zahlreiche Fort- und Weiterbildungen auf die Versorgung von Patienten mit Trachealkanülen spezialisiert. In der logopädischen Therapie von Menschen mit Trachealkanülen nimmt die individuelle Begleitung und Versorgung mit einer adäquaten Kanüle und den dazu gehörigen Hilfsmitteln einen großen Stellenwert ein. Das begründet sich durch folgende, veränderte anatomische Verhältnisse: Das Ein- und Ausatmen verläuft nicht mehr wie ursprünglich durch die Nase und den Mund, um dann über den Rachen und den Kehlkopf in die Luftröhre und somit in die Lunge zukommen. Der Gasaustausch verläuft dann vielmehr durch die Trachealkanüle und einen Teil der Luftröhre in das Bronchial- und Lungensystem (Luftröhrenschnitt, d.h. die Luftröhre wird nach außen verlegt). Das Legen einer Trachealkanüle kann durch verschiedene Umstände notwendig sein (z.B. Atemluft sicherstellen, Einengungen in der Luftröhre, schwere Schluckstörungen etc.). Die Tatsache, über eine Trachealkanüle ein- und auszuatmen, gewährleistet einen kürzeren und effektiveren Weg des Gasaustausches, da die o.g. Bereiche nicht durchlaufen werden müssen. Hierin liegt einerseits ein Vorteil, andererseits aber auch ein Nachteil. Aufgrund des nun fehlenden Luftstromes durch Nase, Mund, Rachen und Kehlkopf entstehen Sensibilitätsstörungen, weil der ständige Reiz der Atemluft in diesen Bereichen fehlt. Hinzu kommt, dass die Aufgaben der Nase (filtern, erwärmen und anfeuchten der Atemluft) wegfallen. Dieser stetige Abbau von Sensibilität führt dazu, dass Fremdkörper nicht mehr gespürt werden und der Sekret-Abtransport eingeschränkt wird. Das wiederum hat zur Folge, dass motorische Reaktionen wie Schlucken, Räuspern und Husten ausbleiben.

Wir sprechen daher von einer so genannten Totraumfunktion oberhalb der Trachealkanüle. Riechen und Schmecken sind ebenfalls massiv eingeschränkt. Da die Luft beim Ausatmen nun nicht mehr auf die Stimmbänder trifft, ist das Sprechen zunächst nicht mehr möglich. Das stellt eine emotionale Belastung dar. Ein gutes Trachealkanülen-Management entscheidet darüber, ob lebensbedrohliche Keimverschleppungen bis hin zu Lungenentzündungen reduziert werden können. Logopäden können somit im Rahmen eines individuellen, patientengerechten Trachealkanülen-Managements auf eine adäquate therapeutische Versorgung einwirken. Pflegekräften, Angehörigen und Ärzten stehen Logopäden beratend zur Seite, um so auch die optimale Kanüle für den Patienten zu finden und anzupassen. Außerdem wird durch eine intensive logopädische Therapie die Schluckstörung abgebaut und an der Stimmgebung gearbeitet. So verbessert sich die Lebensqualität des Patienten erheblich.